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Heft 2d-2015

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Themenschwerpunkt
Trauer und Trauma
(Hrsg. Hanne Shah und Thomas Weber)

Überbringung einer Todesnachricht
Abstract
Ann-Carolin Boddenberg

Die Bedeutung der ersten Schritte in der Akutbegleitung
Abstract
Susanne Lorenz

Trauer, Trauma und Schuld
Abstract
Hanne Shah, Thomas Weber

Vergebung
Abstract
Marina Cantacuzino

Trauma und Trauer bei Menschen mit kognitiver Behinderung
Abstract
Susanne Schmid

Der Tod, die Trauer und das Internet
Abstract
Birgit Aurelia Janetzky

Zur Wirksamkeit transaktionsanalytischer Bildung aus der Perspektive der Psychotherapiewissenschaft
Abstract
Rosa C. Nowak

Der primäre Rückzug: Depression, Dissoziation und Resignation nach schweren Traumata
Abstract
Rudolf Müller-Schwefe



Ann-Carolin Boddenberg

Überbringung einer Todesnachricht
Ann-Carolin Boddenberg

Zusammenfassung

Im ersten Teil dieses Artikels gehe ich auf die Überbringung einer Todesnachricht mit der Polizei ein. Diese Zusammenarbeit ist in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil in der Arbeit in der Notfallseelsorge geworden. Vieles hat sich bewährt und gut eingespielt. Vor etwa einem Jahr hat das Landesministerium NRW eine Empfehlung zur Zusammenarbeit herausgegeben. In vielen Städten wird dieses Modell erfolgreich umgesetzt. Im zweiten Teil beschreibe ich die Überbringung einer schlechten Nachricht im Krankenhaus. Dieses ist selten einheitlich geregelt und viel schwieriger, aber mit einer guten Vorbereitung ist auch diese Aufgabe lösbar.

Schlüsselwörter
Todesnachricht, Notfallseelsorge, Polizei, Krankenhaus, Zusammenarbeit

Delivering the news of someone's death

Summary
In the first part of this article I deal with the issue of delivering the news of a death in police accompaniment. This cooperation has become an inherent part of the work in emergency counselling. A lot of this is now well-rehearsed and established. About a year ago the federal state of North Rhine-Westphalia published recommendations regarding such cooperation. This model is now being successfully implemented in many cities and towns. In the second part I describe the communication of bad news in hospitals. There are hardly any standard guidelines for this and this is much more difficult but with proper preparation manageable.

Keywords
news of a death, emergency counselling, police, hospital, cooperation

Susanne Lorenz

Die Bedeutung der ersten Schritte in der Akutbegleitung
Susanne Lorenz

Zusammenfassung

Wie eine körperliche Wunde unbedingt einer Erstversorgung bedarf, so braucht auch die seelische Wunde, die beim Tod eines Kindes entsteht, eine Versorgung. Das Projekt „Primi Passi – Erste Schritte“ leistet seit 10 Jahren erfolgreiche Arbeit in der ehrenamtlichen Akutbegleitung trauernder Familien und könnte über dies hinaus als Vorbild bedarfsorientierter Notfallversorgung dienen. Die Stärkung der eigenen Handlungsfähigkeit durch das Empowerment-Konzept, aber auch der Abschied vom verstorbenen Kind, sowie eine umfassende Unterstützung durch ehrenamtliche TrauerbegleiterInnen in der Zeit zwischen Tod und Bestattung (Schleusenzeit), bilden die Erfolgsfaktoren des Projekts.

Schlüsselwörter
Trauerbegleitung, Akuthilfe, Abschiednehmen, Schleusenzeit, Empowerment

The meaning of the first steps in the acute accompaniment

Summary
Just as first aid is necessary for a physical wound, so is caring for the emotional wound created upon the death of a child. The project "Primi Passi – Erste Schritte” (in English: Getting Started) has now provided successful work in the voluntary acute guidance of grieving families for 10 years. Therefore, the project can serve as a model for needs-based emergency care. The strengthening of the ability to act through the concept of empowerment, as well as the valediction from the deceased child and comprehensive support by volunteer funeral attendants in the time in between death and funeral (time in lock) constitutes the facts of success of this project.

Keywords
grief support, acute care assistance, valediction, lock time, empowerment

Hanne Shah, Thomas Weber

Trauer, Trauma und Schuld
Hanne Shah, Thomas Weber

Zusammenfassung

Bei nahezu allen „man-made“ Traumata sowie vielen plötzlichen Todesfällen spielt die Frage der juristischen und moralischen Schuld eine wichtige Rolle. Die Auseinandersetzung mit der Schuld selbst, mit den Verursachern des Unglücks sowie den Reaktionen der Gesellschaft kann die Verarbeitung eines Trauma- und Trauerprozesses erheblich behindern. Die Auseinandersetzung mit Schuld bindet Gedanken und Kräfte, die für den Heilungsprozess nötig wären.

Schlüsselwörter
Verdrängung, „man-made“ Traumata, rationale Schuldgefühle, irrationale Schuldgefühle, Schuldzuweisungen.

Bereavement, trauma and guilt

Summary
In almost all cases of man-made Trauma as well as in cases of sudden death the question of judicial and moral guilt plays an important role. The concentration on guilt itself, with the perpetrators or with the reactions of society can seriously prevent the healing process after a traumatic incident or during bereavement. This concentration on guilt absorbs thoughts and energy needed for the actual healing process.

Keywords
suppression, man-made trauma, rational feelings of guilt, irrational feelings of guilt, assignment of guilt.

Marina Cantacuzino

Vergebung
Marina Cantacuzino

Zusammenfassung

Vergebung ist ein umstrittener und paradoxer Begriff, den man in so unterschiedlichen Formen antrifft wie die Menschen, die sich damit befassen. Das „Forgiveness Project“ ist eine Wohltätigkeitsorganisation im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland. Sie sammelt, veröffentlicht und analysiert Lebensgeschichten über Vergebung aus der ganzen Welt. Ihr Ziel ist es, die Möglichkeit zu schaffen, dass Menschen Vergebung und/oder Wiedergutmachung in Erwägung ziehen, als Alternative zu Rache, Vergeltung oder Verbitterung. Ihr preisgekröntes Gefängnisprojekt RESTORE baut auf das Potential der Verwandlung, die solch stärkende Geschichten haben. Das Hören solch real erlebter Geschichten kann Tätern helfen, Empathie für die Opfer von Gewalt und Verbrechen zu entwickeln.

Schlüsselwörter
Vergebung, „restorative justice“, Geschichten erzählen, Aussöhnung, Empathie.

Forgiveness

Summary
Forgiveness is a contested and paradoxical concept that takes as many forms as there are people engaging with it. The Forgiveness Project is a UK-based charity that collects shares and examines personal narratives of forgiveness from around the world. Their mission is to create opportunities for people to consider forgiveness and/or reconciliation as an alternative to revenge, retaliation or resentment. Their award-winning prison intervention program, RESTORE, builds on the transformative potential of such restorative narratives which help offenders develop empathy through hearing the stories and experiences of real victims of crime and violence.

Keywords
forgiveness, restorative justice, storytelling, reconciliation, empathy

Susanne Schmid

Trauma und Trauer bei Menschen mit kognitiver Behinderung
Susanne Schmid

Zusammenfassung

Menschen mit kognitiver Behinderung haben ein höheres Risiko, ein Trauma zu erfahren und mit Verlusten umgehen zu müssen. Trotzdem gibt es speziell zu dieser Thematik der kognitiven Einschränkung und Trauma und Trauer sehr wenig Literatur. Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung unterscheiden sich in ihrem Ausdruck und Erscheinen von Trauma und Trauer nur sehr wenig von Menschen ohne Behinderung. Die Unterscheidung zeigt sich in den Ausdrucksformen, bedingt durch die jeweilige Ausprägung der Einschränkung. Diese abweichenden Ausdrucksformen bedürfen einer Übersetzung und Begleitung.

Schlüsselwörter
kognitive Einschränkung, Trauma, Verluste, Vulnerabilität, Schutzfaktoren.



Trauma and bereavement concerning people with cognitive impairment

Summary
People with cognitive impairment are at a higher risk of experiencing trauma and having to cope with loss. Nevertheless literature on this specific topic is scarce. There is very little difference in the expression and appearance of trauma and bereavement between people with or without cognitive impairment. The differences in the expression are dependent on the respective form of impairment. These different forms of expression need to be explained in accompaniment.

Keywords
cognitive impairment, trauma, loss, vulnerability, protective factors.

Birgit Aurelia Janetzky

Der Tod, die Trauer und das Internet
Birgit Aurelia Janetzky

Zusammenfassung

Mit den digitalen Medien sind neue, virtuelle Orte der Trauer entstanden. Von der klassischen Todesanzeige auf Presseportalen bis hin zu Trauerbekundungen auf Twitter im Minutentakt reicht die Spannweite. Privater und öffentlicher Bereich gehen ineinander über. Wie verändert sich die Trauerkultur mit den neuen Möglichkeiten des Internets? Ein Blick auf Gedenkseiten, Trauervideos, Trauerforen, Facebook und Twitter mit ihren Chancen und Gefahren in Zeiten der Trauer.

Schlüsselwörter
Trauern im Internet, Trauerkultur, Gedenkseiten, Trauerforen, Online-Gedenken

Death, mourning and the internet
Summary With the spread of digital media, virtual places of mourning have arisen – from classic obituaries on online press portals to instant outpourings of grief on Twitter. The boundaries between private and public life are blurring. How then is the internet changing the way we mourn? We take a look at online memorials and tributes, mourning videos, mourning forums, Facebook and Twitter – along with their opportunities and dangers in times of grief.

Keywords
Mourning in the Internet, mourning culture, online memorials/tributes, mourning forums, online remembrance

Rosa C. Nowak

Zur Wirksamkeit transaktionsanalytischer Bildung aus der Perspektive der Psychotherapiewissenschaft
Rosa C. Nowak

Zusammenfassung

In einer empirischen Untersuchung konnte gezeigt werden, dass auch nicht-therapeutische berufliche Fortbildungen in Transaktionsanalyse der Persönlichkeitsentfaltung dienen und mehr sind als professioneller Kompetenzerwerb. Es wird begründet, warum die Erforschung salutogener, entwicklungsfördernder Prozesse und Strukturen – sowohl innerhalb als auch außerhalb formal deklarierter Psychotherapie – als wesentlicher Gegenstandsbereich der Psychotherapiewissenschaft zu betrachten ist.

Schlüsselwörter
Transaktionsanalyse, Psychotherapiewissenschaft, Salutogenese, Fortbildung, emotionale Lebensqualität

A psychotherapy science perspective on the effectiveness of transactional analysis training

Summary
An empirical study reveals that, besides improving professional competencies, non-therapeutic training in Transactional Analysis can also enhance personality growth. The study explains why it is of utmost importance for psychotherapy science to explore salutogenic processes and structures that support personality growth within as well as beyond psychotherapy.

Keywords
transactional analysis, psychotherapy, salutogenesis, professional training, emotional quality of life

Rudolf Müller-Schwefe

Der primäre Rückzug: Depression, Dissoziation und Resignation nach schweren Traumata
Rudolf Müller-Schwefe

Zusammenfassung

In diesem Aufsatz wird die depressiv-dissoziative Reaktion nach schweren Traumata beschrieben und verstanden auf dem Hintergrund der polyvagalen Theorie. Im Unterschied zur Unterbrechung nach außen gerichteter Kampf- und Fluchtimpulse in einem Traumaschema mit dominanter Übererregung wird hier das Totstellen oder der vagale Rückzug nicht befriedigend vollendet. Das Freezing unterbricht oder verhindert bei diesem Traumaschema die Todesnähe des Rückzugs, der auf unseren frühesten (Furcht-Rückzugs-) Reflex zurückgeht. In anderem Kontext wird dieser Rückzug etwa als Innere Versenkung gesucht und angestrebt. Vorgestellt wird sodann eine spezifische, traumatherapeutische Vorgehensweise der Behandlung, welche die beschriebene Symptomatik auch und gerade bei schweren Verläufen lösen kann, um den Weg zurück zu finden – in das Leben.

Schlüsselwörter
PTBS, depressiv-dissoziativer Typ, Polyvagal-Theorie, Traumaschema, Vorgehen „Primärer Rückzug“

The primary withdrawal: Depression, dissociation and resignation after severe trauma

Summary
In this paper, the depressive-dissociative reaction after severe trauma will be described and understood on the basis of the Polyvagal Theory. Whereas the more usual schema of trauma with hyper-arousal implies an interruption of a fight-or-flight response in this case it is the process of the play-dead-withdrawal that is not satisfied. Freezing in this schema interrupts and impedes the sentiment and fear of death’s door which originates from our earliest reflex (the fear-paralysis-reflex). In a different context, this primary withdrawal is seen and sought as an immersion into the self as in some forms of meditation. A procedure is then presented that can resolve the described symptomatology by allowing the impulse to withdraw to complete itself and find the way back – into life.

Keywords
PTSD, depressive-dissociative type, Polyvagal Theory; trauma-schema, procedure of „Primary Withdrawal“

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