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Das Fremde, das Eigene und die Toleranz

ISBN-Nummer: 3-89334-541-0

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Dieter Korczak (Hg.)
Das Fremde, das Eigene und die Toleranz
165 Seiten , Sonderpreis 9,00 €, ISBN 978-3-89334-541-0

Dieser Band wirft einen offenen und unverfälschten Blick auf den kulturellen Einfluss des Islams auf Europa, auf die besonderen Herausforderungen in der frauenärztlichen Behandlung türkischer Migrantinnen, auf innovative Theaterprojekte mit Migranten (Homestories), auf das Engagement für kolumbianische Straßenkinder (Patio 13), auf interkulturelle Unterschiede im Geruchsempfinden, auf die weißen Flächen in der Medienberichterstattung über das Ausland und informiert über die Integrationspolitik in Nordrhein-Westfalen.

Bei allen Beiträgen geht es um die Frage: Was ist anders? Wo fängt das Fremde an? Wo hört das Eigene auf? Die Antworten auf diese Fragen werden sowohl von Wissenschaftlern wie von Kulturschaffenden gegeben. Toleranz wird als die notwendige Fähigkeit der Menschen begriffen, ihre Andersartigkeit gegenseitig anzunehmen und Regeln für den Umgang miteinander zu finden.

Über den Herausgeber

Dieter Korczak hat in Köln Soziologie, Sozialpsychologie, Finanzwissenschaften und Volkswirtschaft studiert und bei dem Kölner Soziologen René König promoviert. Seit über zehn Jahren ist er 1. Vorsitzender der Interdisziplinären Studiengesellschaft e.V. und verantwortlich für die Edition der Interdisziplinären Schriftenreihe. Er lebt und arbeitet in München und leitet dort ein sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut. Zuletzt sind von ihm im Asanger-Verlag herausgegeben worden:
2008 Die Macht der Träume
2007 Zukunftspotentiale der Nanotechnologien (mit Anton Lerf)
2006 Geld und andere Leidenschaften
2005 Wieviel Manipulation verträgt der Mensch

Weil ich dich negativ wahrnehme, fühle ich mich gut

Diese paradoxe Auffassung liegt, wie insbesondere die sozialpsychologischen Forschungen zeigen, im Trend der Einschätzung und des Umgangs mit dem Anderen, dem Fremden und dem Exotischen; und zwar weltweit. Wiewohl wir intuitiv wissen oder zumindest ahnen, dass das fremde Andere ihre Wurzeln in uns selbst haben, fühlen wir uns nicht selten wohl, wenn wir erleben, dass unser Bild vom Fremden nicht nur das Andere spiegelt, sondern auch das Böse, xenophobische zeigt. Das Merkwürdige dabei ist, dass die „Furcht vor dem Fremden“ in uns oft genug Ausgrenzung des Anderen provoziert und gleichzeitig eigene Höherwertigkeitsvorstellungen schafft. Diese „praktizierte Intoleranz“ kommt meist unabsichtlich und ungewollt daher, etwa indem wir im alltäglichen Umgang mit herablassenden Bemerkungen, Gesten und Reaktionen auf das äußere Erscheinungsbild des Anderen reagieren oder ihn lächerlich zu machen versuchen. Das zeigt sich sowohl im Umgang mit Einzelnen und Gruppen in der eigenen (Mehrheits-)Gesellschaft gegenüber Minderheiten, als auch transnational und interkulturell: „Von Westen nach Osten nehmen die jeweils westlicheren Nationen für sich in Anspruch, zivilisierter und kultivierter als ihre östlichen Nachbarn zu sein. Von Norden nach Süden nehmen für die Nachbarn Zuschreibungen wie temperamentvoll, unordentlich und unzuverlässig zu“.
Auf diese beinahe „natürlichen“ Stereotypen haben 1947 Menschen mit dem Bewusstsein dafür, dass Toleranz eine Schutzfunktion vor totalitären Diktaturen, vor Fremdenhass und Rassismus ist, die Interdisziplinäre Studiengesellschaft (ISG) gegründet. Ziel der ISG ist es, einen übergreifenden Wissenstransfer und einen interdisziplinären Dialog zwischen der akademischen Welt und der praktischen Lebenswelt zu ermöglichen und in der öffentlichen Meinungsbildung das Engagement für Toleranz, Pluralität und Humanität zu fördern. Der erste Vorsitzende der ISG, Dieter Korczak, hat die Ergebnisse der Tagung, die sich 2008 damit auseinander setzte, dass „durch Migration, materieller Orientierung, zunehmender Armut, Fundamentalismus und Globalisierungseffekte ( ) die Toleranz im menschlichen Miteinander verloren zu gehen (droht)“, in dem Tagungsband „Das Fremde, das Eigene und die Toleranz“ heraus gegeben. In insgesamt 11 Beiträgen wollen Autorinnen und Autoren „Augen, Ohren, Herzen und den Verstand für die Bereicherungen ( ) öffnen, die Kulturen und Gesellschaften durch die Begegnung mit anderen gesellschaftlichen Paradigmen und Konstruktionen erfahren können“.
Der Psychoanalytiker und Erziehungswissenschaftler Helmwart Hierdeis nähert sich mit dem Thema „Fremdheit – Entfremdung – Selbstentfremdung“ der Tatsache, dass „das grundlegende Strukturmerkmal aller menschlichen Gruppierungen ( ) Differenz (heißt)“. Dabei zeigt er auf, dass „das Andere und das Fremde“, „das Eigene und das Fremde“, „die Konstruktion des Eigenen mit Hilfe des Fremden“, also alle „Fremdheitsfragen“ als Kulturfragen zu verstehen sind. Fremdheitsprozesse und –erfahrungen werden also nicht in die Wiege gelegt oder sind in den Genen der Menschen festgelegt, sondern sie sind das Ergebnis von Definitionen, Zuschreibungen und Konstruktionen. Sie sind damit, individuell und kollektiv, wandelbar und für die eigene Identitätsbildung wichtig: „Fremdheit ist eine unverzichtbare, nicht auszuschöpfende Ressource“.
Der Journalist und Kommunikationswissenschaftler Jan Tonnemacher stellt die Frage nach der Integration durch Fernsehen und Medien, indem er die „Toleranz der Medien“ diskutiert. Prognosen über Möglichkeiten und Wirkungen von Medien seien zwar angesagt und kämen, je nach Mentalität als Euphorie oder Apokalypse daher; es sei jedoch kaum möglich, die Medienentwicklung für längere Zeiträume zu prognostizieren. Da jedoch die Medien, insbesondere das Fernsehen und die www-Welt, die jeweilige Wahrnehmung der Außenwelt prägen, bedarf es einer besonderen Aufmerksamkeit, dass Fremde und Fremdes nicht xenophobisch, sondern empathisch dargestellt und eine weltweite Zugangsgerechtigkeit zu den Medien ermöglicht wird.
Die Berliner Muslimin, Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Silvia Horsch fragt, ob bei der Auseinandersetzung mit dem Islam, als „Verdrängung des Islams aus der europäischen Kultur“ die Lessingsche Ringparabel „Nathan der Weise“ ein Exempel oder gar eine Alternative darstellen könne. Sie plädiert dabei für einen aufgeklärten Umgang mit dem Islam in den europäischen Gesellschaften und weist darauf hin, dass die Integrationswirklichkeit in Deutschland von einer problematischen Vermischung zwischen der religiösen (islamischen) Zuordnung und den gesellschaftlichen Integrationsvoraussetzungen bestimmt sei. Was wäre, so fragt die Autorin, wenn der Islam nicht als das „Andere“ und „Fremde“ wahrgenommen, sondern als „Teil der eigenen Geschichte und einer gemeinsamen Gegenwart“ (und Zukunft) begriffen würde?
Die Hannöversche Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Wissenschaftlerin an der Medizinischen Hochschule, Mechthild Neises, diskutiert „Besonderheiten der gynäkologisch-geburtshilflichen Behandlung türkischer Migrantinnen“. Am Beispiel einer Fallgeschichte zeigt sie u. a. auf, dass „der unterschiedliche Kontext von Heilkunde im Ursprungsland der Migranten und in Deutschland ( ) zu Missverständnissen und Schwierigkeiten (führt)“. Dabei definiert sie eine Reihe von Aufgaben in der Arzt-Patient-Beziehung, die es erforderlich machen, dass sich das medizinische Fachpersonal Grundkenntnisse über die kulturellen, religiösen und politischen Hintergründe des Herkunftslandes der Migrantinnen erwerben, um so die soziokulturelle Realität besser erkennen zu können.
Der Heidelberger Erziehungswissenschaftler und Initiator des Straßenkinderprojektes „Patio 13“, Hartwig Weber, informiert in seinem Beitrag über den Masterstudiengang „Straßenkinderpädagogik“ an den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten in Heidelberg und Freiburg. In der Millionenmetropole Medellin im lateinamerikanischen Kolumbien zeigen sich erschütternde Szenen und existentielle Katastrophen, die nicht „da draußen“, in der Fremde stattfinden, sondern zu uns gehören, wenn wir unsere Lebenswelt als Eine Welt betrachten; aber auch, weil sich Exklusionsphänomene auch in Deutschland finden lassen. "Während die Zugewinngesellschaft die Welt mit Reichtümern voll stopft und Wachstum zum Selbstzweck verkommt, gedeiht im Schatten des Fortschritts die materielle Armut“.
Der Theaterwissenschaftler Thomas Laue berichtet über ein Projekt „Homestories“ des Schauspielhauses Essen, mit dem Schauspieler in verschiedenen Stadtteilen „Stadterkundungsprojekte“ durchführen, mit dem Ziel, die Bewohner mit ihrem Wohnort anders vertraut zu machen, als sie das in ihren Alltagsgewohnheiten tun. Ein Projekt dabei widmet sich Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Im Vordergrund steht dabei nicht das Ziel, diese Jugendlichen gewissermaßen mit sich selbst zu beschäftigen, sondern sie zusammen zu bringen mit Jugendlichen aus den anderen Stadtteilen, den „Eingesessenen“. Damit wird deutlich, dass das gegenseitige Kennen Lernen, das Miteinander Tun und das auch kontroverse Auseinandersetzen Wege sind, das Eigene im Fremden und umgekehrt zu erkennen.
Der promovierte Chemiker Thomas Markert schlägt einen ungewöhnlichen, bisher im interkulturellen Diskurs kaum diskutierten Weg ein: Es geht um „Kommunikation über Geruchssignale im interkulturellen Vergleich“. Erfahrungsgemäß läuft unsere Kommunikation meist über Sprache und Bilder, also visuell und auditiv. Die anderen unserer fünf Sinne werden dabei weitgehend vernachlässigt oder vergessen. Düfte haben in verschiedenen Kulturen ganz unterschiedliche Bedeutungen und Identifikationswirkungen. Die „chemische Kommunikation“ ist es, mit der wir es ermöglichen, gefühlsmäßig uns selbst und andere zu erfahren und zu erleben.
Die Philosophin, Literaturwissenschaftlerin und Soziologin Almut Baumgarten ist mit zwei Texten am Sammelband beteiligt: Mit ihrer Ich-Geschichte „Am Weiher“ und der Parabel „Die Nase eines Toten“, in der sie von einer Haar-Sammlerin erzählt, die am Widerstand des Großvaters scheiterte, ihr eines seiner weißen Haarlocken zu überlassen. „Nur über meine Leiche“ wird zu einem Schlusspunkt ihrer Sammelleidenschaft.
Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und seit 2006 auch stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Zentrum Türkeistudien Essen, zieht mit seinem Beitrag „Niederlagen und Erfolge der Integrationspolitik“ ein Fazit der bisherigen Integrationsbemühungen in Deutschland. Dass in der Aufzählung seines Titelbeitrags die „Niederlagen“ voran stehen, ist vielleicht nicht zufällig gewählt. Immerhin: In der aktuellen Integrationspolitik sieht er eine Chance, miteinander statt übereinander zu reden. Es sind die beiden wichtigsten gesellschaftlichen Erkenntnisse, die in der Zukunft Erfolge erhoffen lassen: Integrationschancen durch Bildung und Teilhabe am Erwerbsleben.
Im Tagungsband artikulieren die Autorinnen und Autoren ihre jeweiligen Kompetenzen, Erfahrungen und Visionen, wie in einer Einwanderungsgesellschaft ein gleichberechtigtes, friedliches und zukunftsorientiertes Zusammenleben aller Menschen ermöglich wird. Es sind überwiegend keine neuen Erkenntnisse; jedoch in dem Zusammenhang von professionellem Engagement und institutioneller Professionalität einer seit Jahrzehnten tätigen interdisziplinären Organisation, der ISG, diskutiert, erhalten die Beiträge eine neue Qualität im Nachdenken über eine lokale, regionale und globale Integrationspolitik im globalen Dorf.
Rezension für www.socialnet.devon Dr.Jos Schnurer, Hildesheim

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